Helden und Schurken

Der 18jährige Schildknappe Constantin wünscht sich nichts sehnlicher, als in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Ritter zu werden. Leider sind dies außergewöhnlich große Fußstapfen. Balian, ein Abkömmling der legendären Familie Fleury aus dem lothringischen Varennes-Saint-Jacques, kämpfte im Kreuzzug gegen die Sarazenen, in Iberien gegen die Aragonesen und in Holland gegen die Friesen. Heute dient der ruhmreiche Kriegsveteran als Ritter dem mächtigen Baron Enguerrand de Coucy. Kann sein Sohn Constantin gegen solch ein strahlendes Vorbild bestehen und die familiären Erwartungen erfüllen? Mitunter hat er große Zweifel. Obendrein machen ihm ein lustloser Ausbilder – der Turnierritter Archambault – und ein sadistischer Mitknappe – der Rohling Raoul – nach Kräften das Leben schwer. Und dann werden sein Vater und er auch noch auf eine schier unmögliche Mission geschickt …

Eigentlich ist die 17jährige Mélisande gar keine richtige Fleury. Ihr Vater war nur ein einfacher Fuhrmann und Handelsgehilfe. Doch als er unter tragischen Umständen starb, nahm sein Lohnherr – der reiche Kaufmann Raphael Fleury – die Waise Mélisande als sein Mündel auf. Seitdem macht sie ihrem gutmütigen Vormund beständig Scherereien. Nicht aus Bosheit: Sich Regeln unterzuordnen und familiäre Traditionen zu achten, liegt ihr einfach nicht im Blut. Schließlich weiß sich der geplagte Raphael nicht mehr anders zu helfen, als einen Mann für sie zu suchen, der die renitente Maid bändigt ...

Agnès hält sich auf der Burg des Barons Enguerrand de Coucy auf, um, wie es sich für eine junge Edeldame geziemt, im hochadligen Haushalt eine höfische Erziehung zu erhalten. Ihre Tage sind ein langweiliges Einerlei aus Beten, Sticken und Bibellektionen. Dabei sehnt sich Agnès nach Abenteuern! Zum Glück ist da ihr Freund aus Kindheitstagen Constantin, der etwas Abwechslung in ihren tristen Alltag bringt. Leider sieht die tyrannische Burgherrin, Enguerrands überfromme Gemahlin Jeanne, die beiden jungen Leute gar nicht gern zusammen ...

Man muss Archambault einen Tunichtgut nennen. Der gutaussehende Ritter hat es nicht so mit der Pflichterfüllung. Am liebsten lebt er in den Tag hinein und treibt sich auf Turnieren herum, wo er mit Gleichgesinnten munter um Ruhm und Reichtum kämpft. Wenn er einen ritterlichen Wettkampf gewinnt, trägt er das Preisgeld sogleich in die Taverne – und ins Hurenhaus. Dass er nach Gottes Gesetz mit einer frommen Frau verheiratet ist, hält ihn keineswegs von seinen erotischen Aktivitäten außerhalb des Ehebetts ab.

Die Ausbildung seiner beiden Knappen kommt dabei freilich zu kurz. Schlecht für Constantin, der sich schwertut mit dem Waffenhandwerk und dringend Unterweisung bräuchte. Gut für Raoul, der die freie Zeit nutzt, um seiner bevorzugten Beschäftigung nachzugehen: das Quälen und Drangsalieren armer Seelen. Der bullige Hüne ist der geborene Schlagetot und Folterknecht – und Constantin sein liebstes Opfer …

Der grimmige und abgebrühte Tempelritter Gérard ist das Oberhaupt der prestigeträchtigen Commanderie Mancourt in der Champagne. In jungen Jahren trat er der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem bei und wurde ins Heilige Land gesandt, um an vorderster Front gegen die Mamluken zu kämpfen. Er focht in vielen Schlachten und erlebt die apokalyptische Belagerung der letzten christlichen Bastion Akkon mit. Doch sein härtester Kampf tobt in seiner Seele. Gérard trägt schwer an seiner düsteren Vergangenheit, die ihn bis heute nicht loslässt – aber die ihn vielleicht befähigt, einen furchterregenden Feind des Templerordens zu stellen ...